Faire Arbeitsbedingungen, faire Löhne und angemessene Wohnverhältnisse
Der Ausbruch von Corona-Infektionen unter den Werkvertragsbeschäftigten beispielsweise von Westcrown
in Dissen und aktuell bei Tönnies im Kreis Gütersloh legt die miserablen Arbeitsbedingungen und
menschenunwürdigen Wohnverhältnisse offen. Von geringen Löhnen, arbeiten bis zum Umfallen,
Abhängigkeiten und sogar von Misshandlungen der Beschäftigten berichtet der Geschäftsführer der
Gewerkschaft Nahrung, Genuss und Gaststätten (NGG) für die Region Osnabrück, Uwe Hildebrand, aktuell
auf einer Sitzung der SPD-Kreistagsfraktion. „Die an moderne Sklaverei grenzenden Verhältnisse sind leider
keine Seltenheit“, so Hildebrand. Es sei zu befürchten, dass das Ausmaß der Missstände im Landkreis
Osnabrück noch zunehmen, denn eine Unternehmensgruppe der Firma Tönnies plant derzeit einen großen
Rinder-Schlachthof im Nordkreis. Von Cristina Wedeking, Mitarbeiterin des Vereins Arbeit und Leben,
erfuhren die SPD-Kreistagsabgeordneten aus erster Hand, wie sie versucht Kontakt zu den betroffenen
Beschäftigten aufzunehmen und diese über ihre Rechte zu informieren. Allerdings sei der Beratungsbedarf
enorm und die Kontaktaufnahme kompliziert, da die zumeist aus Osteuropa stammenden Beschäftigten
Repressalien und Entlassungen befürchten müssen.
Obwohl die schlechten Unterkünfte von Werkvertragsarbeitern erst durch die Corona-Krise aktuell in den
Fokus geraten sind, hat die SPD im Landkreis bereits seit langem auf die Missstände in den Schlacht- und
Zerlegebetrieben hingewiesen. So hat die SPD-Kreistagsfraktion im vergangenen Jahr mit dafür gesorgt, dass
zusätzliche Mitarbeiter eingestellt worden sind, um Sammelunterkünfte auf Mängel zu überprüfen oder um
Hinweisen nachzugehen, ob Gemeinschaftsunterkünfte auch als diese genehmigt worden seien. „Doch diese
Maßnahmen reichen bei weitem nicht aus“, ist Werner Lager, SPD-Kreisvorsitzender und stellvertretender
Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion überzeugt. „Wir brauchen das strikte Verbot von Werkverträgen.“
Darüber hinaus kann das von der roten/grünen Landesregierung vorbereitete Wohnraumschutzgesetz einen
bestimmten Mindeststandard gewährleisten und den schwarzen Schafen unter den Vermietern würden
hohe Bußgelder drohen. „Würden die Beschäftigten besser über ihre Rechte aufgeklärt, wäre es für die
Arbeitgeber schwieriger, sie auszunutzen.“ Daher schlägt Werner Lager vor, die Beratungsstellen, von denen
es nur zwei für die Region gibt, aufzustocken.
Sowohl die anwesenden SPD-Mitglieder als auch die Gäste waren sich darin einig, dass zum Schutz von
Werkvertragsbeschäftigten weitere Maßnahmen überfällig sind, um faire Arbeitsbedingungen, faire Löhne
und angemessene Wohnverhältnisse zu gewährleisten.